Einen Kampffisch zusammen mit Garnelen halten? Geht das überhaupt? Diese Frage stellt sich vielleicht die ein oder andere Person und möchte gerne ein paar Erfahrungen lesen, welche ich damit gemacht habe.
Warum einen Kampffisch mit Garnelen halten?
Das ist natürlich erstmal die grundlegende Frage. Weshalb sollte man einen Kampffisch, für welchen oftmals die Einzelhaltung empfohlen wird, zusammen mit kleinen Garnelen, den Zwerggarnelen, halten?
Kampffische sind wunderschöne Tiere, welche einem viel Freude bereiten können. Das liegt nicht nur an ihrem oft schönen Aussehen und der bunten Farbenvielfalt, sondern auch an ihrem Wesen. Man kann mit einem Kampffisch tatsächlich viel mehr interagieren, als es zum Beispiel mit einem Guppy der Fall ist. Der Kampffisch erkennt die Person, welche ihn regelmäßig füttert. Er kann lernen mit der Hand gefüttert zu werden und zeigt großes Interesse, sollte man sich vor sein Becken stellen.
Einziger Haken ist, dass der Kampffisch nicht wirklich seinen Platz in einem Gesellschaftsbecken sieht. Er möchte gerne der einzige hübsche Fisch in seinem Revier sein und setzt dies auch gerne mit Gewalt durch. Ein buntes Guppy-Männchen hat dort absolut nichts verloren. Daher findet man Kampffische oftmals in Einzelhaltung, besonders wenn das Aquarium nicht sonderlich groß ist.
Jetzt machen wir uns auch nicht vor. Aquarien werden wohl in vielen Fällen nicht aus Interesse an einem bestimmten Tier angeschafft, sondern als Dekoration und zur optischen Wohltat für das Auge. Hat man sich nun ein z.B. 60l Aquarium gekauft und sich einen Kampffisch angeschafft, ist vielleicht nicht genug Abwechslung und Action im Becken vorhanden. Jetzt möchte man noch andere Tiere einsetzen und liebäugelt mit den wunderschönen Garnelen, welche die fehlende Action und Abwechslung bieten können. Mit Zwerggarnelen ist immerhin immer etwas los.
Passen die Wasserwerte überhaupt?
Tatsächlich ist es so, dass die Zwerggarnele absolut keine hohen Ansprüche an die Wasserwerte im Aquarium stellt. Eine Ausnahme bilden hier die Caridina Zwerggarnelen, welche sehr empfindlich sein können. Bei einer Gesamthärte von 5-10 °dGH ist die Haltung von Caridina-Garnelen mit einem Kampffisch möglich, da sich hier beide Geschmäcker bzgl. der Gesamthärte überschneiden.
Kampffische sind auch nicht schwierig zu halten und sollten sich in den allermeisten Haushalten in Deutschland wohl fühlen.
Bei der Wassertemperatur mögen es Kampffische sehr warm, mit gerne mal 26°C. Eine Garnele sieht das wiederum etwas anders und würde die Heizung gerne runterdrehen. Jedoch können sich beide bestimmt auf 25°C einigen, sollte es sich um Neocaridina Zwerggarnelen handeln. Bei Caridina Zwerggarnelen würde ich auf 24°C gehen, was das untere Limit für den Kampffisch darstellt.
Somit kann gesagt werden, dass die Wasserwerte für beide Arten tatsächlich kompatibel sein können.
Fressen Kampffische Garnelen?
Das ist nun die wohl entscheidende Frage. Ich kann dazu nur sagen, dass der Charakter des Kampffisches absolut entscheidend ist. Handelt es sich um einen sehr ruhigen Gesellen, wie es bei meinem Kampffisch Bob der Fall ist, wird er den Garnelen absolut nichts antun. Er ignoriert diese absolut und rührt sich nicht einmal, wenn eine Zwerggarnele direkt vor seiner Nase vorbei schwimmt. Viel lieber mag er seine lebenden Mückenlarven vernaschen.
Mein Kampffisch Blue hat leider etwas mehr Interesse an seinen wirbellosen Mitbewohnern. Er frisst zwar die erwachsene Garnele nicht, schwimmt jedoch sehr nah ran um diese zu begutachten. Das gefällt der Zwerggarnele wiederum nicht und sie verzieht sich. Zwerggarnelen sind blitzschnell, wenn sie auf der Flucht sind und ein Kampffisch hat selbst mit kürzeren Flossen schlechte Karten, diese Zwerggarnele nochmal zu erwischen.
Interessiert sich ein Kampffisch zu sehr für die Garnelen, fangen diese an sich zu verstecken. Das geht so weit, dass das Becken wie von allen Garnelen verlassen wirkt. Nachts, wenn es im Aquarium dann dunkel geworden ist, kommen alle Garnelen aus ihren Verstecken machen ihr Ding. Sobald es wieder hell und der Kampffisch erblickt wird, verzieht man sich erneut. Besonders in der Eingewöhnungsphase zwischen Kampffisch und Zwerggarnele ist dies der Fall.
Baby-Zwerggarnelen landen dann doch öfter auf dem Speiseplan, da diese einfach zu klein sind um nicht als leckerer Snack zu enden. Sowohl mein Blue, als auch mein Bob würden sich sowas nicht entgehen lassen. Das führt natürlich dazu, dass der vielleicht erwünschte Nachwuchs leider ausbleibt.
Das Aquarium richtig bepflanzen, dann klappts mit dem Nachwuchs
Am Ende vom Tag entscheidet neben dem Charakter des Kampffisches auch die Bepflanzung des Aquariums über ein friedliches Zusammenleben der beiden Arten. Ist das Becken also schön bewachsen, wie es bei einem Kampffischbecken der Fall sein sollte, haben Zwerggarnelen auch optimale Bedingungen um sich bei Stress oder Gefahr zu verstecken. In diesem Fall können sogar winzige Zwerggarnelen Babys ohne Probleme überleben und versteckt bleiben, bis eine gewisse Größe erreich ist, ab welcher sie nicht mehr Gefahr laufen gefressen zu werden. Ich benutze hierfür gerne verschiedene Bodendecker und lasse diese den gesamten Aquariumboden bedecken. Welchen genau ich verwende, hängt zum Beispiel von der Beleuchtung ab, weshalb ich mich immer im Fachhandel beraten lassen würde. Zusätzlich können schützende Höhlen mit Steinen geschaffen und ganz wunderbar mit Moos bepflanzt werden.
Kampffisch mit Caridina-Zwerggarnele
Wer herausfinden möchte, ob sein Kampffisch eher der ruhige Typ ist, sollte wohl eher nicht mit Caridina-Zwerggarnelen anfangen. Eine Garnele kostet immerhin mehrere Euro und würde einen überaus teuren Leckerbissen darstellen. Natürlich handelt es sich bei jeder Zwerggarnele um ein Lebewesen und generell sollte eine Zusammenführung nur in gut bewachsenen Becken mit anfänglich ständiger Beobachtung stattfinden. Dennoch möchte ich sagen, dass die teure Caridina Zucht nicht unbedingt mit einem Kampffisch zusammenleben sollte, bei welchem man den Charakter noch nicht genau einschätzen kann. Das wird schnell zu einem großen Drama.
Woran erkenne ich, dass es schief geht?
Natürlich ist eine tote erwachsene Zwerggarnele, welche aus dem Maul des Kampffisches hängt, ein ziemlich eindeutiges Indiz für einen Fehlschlag. In diesem Fall würde ich die Garnelen oder den Kampffisch in ein anderes Becken einziehen lassen.
Viel eher wird es jedoch passieren, dass die Zwerggarnelen einfach verschwinden. Diese sind dann wie vom Erdboden verschluckt. Am Anfang ist das erstmal kein Grund zu großer Sorge. Bleibt es jedoch dabei, dass die Zwerggarnelen sich verstecken, geht der Kampffisch ihnen wohl zu sehr auf die Pelle. Das muss nicht bedeuten, dass die Garnelen gefressen werden, sondern vielleicht auch einfach nur zu gestresst sind. Mittelfristig wird ein Leben der Zwerggarnelen in ihren Verstecken zum Aussterben selbiger führen. Es werden weniger und weniger sein, bis auch die Letzte gestorben ist.
Übrigens verstecken sich Zwerggarnelen nicht nur vor Kampffischen. Generell ist das ein Anzeichen, dass sich irgendetwas verändert hat. Es kann eine neue Lampe sein, oder eine Veränderung der Wasserwerte. Sollte also das Zusammenleben bisher funktioniert haben und sich die Garnelen jetzt auf einmal verstecken, liegt dies nicht unbedingt am Kampffisch.
Mein Fazit
Ich persönlich möchte in keinem Aquarium auf Garnelen verzichten. Die Tierchen sind einfach viel zu schön und nützlich um an ihnen vorbei zu kommen. Daher würde ich es auch in jedem Kampffischbecken versuchen, ob das Zusammenleben zwischen den beiden Arten funktioniert. Sollte dies mal nicht der Fall sein, kommen die Garnelen in ein anderes Aquarium und der Kampffisch bleibt Garnelenfrei. Wenn also eine Notlösung in Form eines alternativen Zuhause vorhanden ist, sehe ich keinen Grund es nicht zu versuchen.